Stoffwindeln in der Betreuung: Leitfaden für entspannte Eltern

Du hast gerade angefangen, dein Kind mit Stoffwindeln zu wickeln, oder möchtest bald damit beginnen – und fragst dich, ob und wie das in der Betreuung funktioniert? Die gute Nachricht: Mit etwas Vorbereitung und Kommunikation ist das gut machbar. Hier findest du hilfreiche Hinweise und Tipps rund um das Wickeln mit Stoffwindeln in der Kita.

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Welche Stoffwindeln eignen sich für die Betreuung?

Für den Einsatz in der Betreuung sind besonders einfache Systeme sinnvoll – wie All-in-One-Windeln oder Varianten wie Pocket- und Snap-in-One-Windeln. Diese ähneln in der Handhabung Wegwerfwindeln und signalisieren: Der Wickelvorgang ist unkompliziert und alltagstauglich.

Empfehlenswert sind Windeln mit Klettverschluss. Bei Snaps (Druckknöpfen) kannst du die zu verwendenden Knöpfe markieren – z. B. mit einem wasserfesten Stift oder durch Blockieren der ungenutzten Snaps mit sogenannten „Studs“.

Stelle die Leibhöhe der Windel bereits zu Hause passend ein, damit sie beim Wickeln nur noch symmetrisch geschlossen werden muss. Booster (zusätzliche Saugeinlagen) solltest du ebenfalls so einlegen, dass sie sicher sitzen und beim Wickeln nicht verrutschen oder herausfallen können.

Wie viele Stoffwindeln sind für einen Betreuungstag nötig?

Babys und Kleinkinder scheiden morgens meist mehr aus als am Nachmittag. Es lohnt sich daher, mit dem Betreuungspersonal zu besprechen, wie in der Einrichtung grundsätzlich gewickelt wird: nach Uhrzeiten oder individuell nach Bedarf?

Wenn individuell gewickelt wird, könnt ihr gemeinsam überlegen, ob sich die zu Hause gewohnten Wickelintervalle auch in der Kita umsetzen lassen. Falls nicht, empfiehlt es sich, den Betreuungsalltag ein paar Tage zu Hause zu simulieren. So kannst du herausfinden, wie viele Windeln nötig sind und ob du die Saugkraft anpassen musst – zum Beispiel durch Einlagen aus Hanf oder Hanfmischgewebe.

Tipp: Führe einige Tage lang eine Strichliste, wie oft du im entsprechenden Zeitraum wickelst, und bilde daraus einen Mittelwert. Um auf Nummer sicher zu gehen, gib ein bis zwei Windeln zusätzlich mit. Nach ein paar Wochen wird sich die optimale Anzahl im Alltag gut einpendeln.

Welches Zubehör wird benötigt?

  • Mehrere Wetbags mit Schlaufe für gebrauchte Windeln – idealerweise mit zwei Fächern, z. B. wenn auch wiederverwendbare Feuchttücher genutzt werden.
  • Ein separater Wetbag für frische Windeln.
  • Namensetiketten, wenn mehrere Stoffwindelkinder betreut werden. (Tipp: Etiketten kleben – Bügeln oder Nähen kann das Material beschädigen.)
  • Bei Stoffwindeln mit Snaps: Studs, um ungenutzte Druckknöpfe zu blockieren und die Anwendung zu erleichtern.

Wie spreche ich das Thema Stoffwindeln in der Kita an?

Idealerweise sprichst du das Thema schon bei der Besichtigung der Einrichtung an. Ein persönliches Gespräch ist oft zielführender und angenehmer als ein allgemeiner Hinweis in großer Runde, z. B. am Elternabend.

Lerne zunächst die Abläufe und Rahmenbedingungen der Kita kennen – so zeigst du Interesse und Respekt. Danach kannst du deine Wünsche anbringen und gemeinsam mit dem Team besprechen, ob und wie sich Stoffwindeln integrieren lassen.

Was tun bei Gegenwind?

Viele Stoffwindeleltern wünschen sich, dass ihr Kind auch in der Betreuung mit Stoffwindeln gewickelt wird – doch manchmal heißt es: „Das geht bei uns nicht.“ Wichtig ist dann: ruhig bleiben, gut informiert sein und sachlich argumentieren.

Dieser Leitfaden soll helfen, Missverständnisse aufzuklären, Vorurteile abzubauen und realistische, praktikable Lösungen zu finden. Stoffwindeln lassen sich – mit etwas Planung – auch in Kitas hygienisch und unkompliziert verwenden.

Was sagen die Hygienevorschriften?

Jedes Bundesland hat eigene Vorgaben zum Thema Hygiene in Kindertagesstätten. Grundsätzlich gilt: Jede Kita muss einen individuellen Hygienerahmenplan führen, in dem alle relevanten Maßnahmen dokumentiert sind. Hier findest du einen Überblick ausgewählter Regelungen:

„Windeleimer sind ebenfalls täglich zu entleeren. Werden die Eimer ohne Müllbeutel verwendet, ist nach der Entleerung eine desinfizierende Reinigung durchzuführen. In Einrichtungen, die Kinder (zum Beispiel unter 3 Jahren) betreuen, sind außerdem Wickelkommoden erforderlich. Werden beim Wickeln keine Einwegunterlagen verwendet, ist nach jeder Benutzung eine prophylaktische Wischdesinfektion mit Mitteln der Liste des Verbundes für angewandte Hygiene (VAH) empfehlenswert – zumindest jedoch nach Entfernung der Kontamination mit einem mit Desinfektionsmittel getränkten Einmaltuch. Dabei sind Einmalhandschuhe zu tragen.“ (Quelle: Rahmen-Hygieneplan für Kinder- und Jugendeinrichtungen – nrw.de)

„Ein rechtliches Verbot von waschbaren Stoffwindeln besteht nicht. Unter infektionshygienischen Gesichtspunkten empfehlen wir jedoch die Verwendung von Einmalwindeln. Wenn Einrichtungen waschbare Stoffwindeln nutzen möchten, sind folgende Bedingungen zu erfüllen: Für jedes Kind ist ein eigener, geruchsdicht verschließbarer Windeleimer mit Fußbedienung zu verwenden. Plastiktüten sind nicht ausreichend geruchsdicht. Verwendung von Einmal-Windelvlieseinlagen, die durch das Personal in den Abfallbehälter entsorgt werden. Waschbare Einlagen sind nicht zulässig. Gebrauchte Windeln sind täglich in einem viren- und bakteriendichten Behältnis mit nach Hause zu geben (kein Wäschenetz!). Wiederverwendbare Transportbehälter (z. B. Windeleimer) müssen vor der Rückgabe an die Einrichtung gereinigt und desinfiziert werden. Waschen der Windeln bei mindestens 90 °C. Transport der sauberen Windeln in einem separaten, hygienisch sauberen Behältnis. Alternativ kann das Kind morgens mit einer Einmalwindel in die Krippe gebracht werden – die letzte Windel des Tages kann zu Hause wieder eine Stoffwindel sein.“ (Quelle: Hygieneleitfaden – gesundheitsamt-bw.de)

„In allen Toilettenräumen sollen ausreichend Flüssigseifenspender und Einmalhandtücher bereitgestellt werden. Entsorgungsbehälter für Hygieneartikel wie Windeln und Feuchttücher sind vorzuhalten. Toilettensitze, Armaturen, Waschbecken und Fußböden sollen täglich gereinigt werden. Bei Verschmutzungen mit Fäkalien, Blut oder Erbrochenem erfolgt eine Reinigung mit Desinfektionstüchern. Wickelauflagen sowie Töpfchen und Toilettenaufsätze sind unmittelbar nach Nutzung mit Wasser und Seifenlösung zu reinigen. Beim Wickeln sollten Einmalhandschuhe getragen und danach Hände und Unterlagen gereinigt werden.“ (Quelle: Hygienekonzept vom 30. September 2021 – hessen.de)

„Wickeltische und Säuglingswaagen sind nach jeder Benutzung desinfizierend zu reinigen. Die Desinfektion kann entfallen, wenn Einmalunterlagen verwendet und nach jedem Gebrauch gewechselt werden.“ (Quelle: Rahmenhygieneplan gem. §36 IfSG – sachsen.de)

„Windeleimer sind zeitnah zu entleeren. Werden sie ohne Müllbeutel verwendet, ist nach der Entleerung eine desinfizierende Reinigung erforderlich. In Kinderkrippen sind Wickelkommoden verpflichtend. Wird auf Einmalunterlagen verzichtet, ist nach der Nutzung eine Reinigung nötig. Bei sichtbarer Verschmutzung ist eine Scheuer-Wisch-Desinfektion vorgeschrieben. Sanitärbereiche sind täglich zu reinigen.“ (Quelle: Muster-Hygieneplan – saarpfalz-kreis.de)

Jedes Bundesland formuliert eigene Hygienepläne – oft als „Musterhygieneplan“ für Kitas. In der Regel geht es nicht explizit um das Windelsystem, sondern um den Wickelvorgang an sich sowie um Schutzmaßnahmen für Personal und Kinder.

Was sollten Eltern im Gespräch mit der Kita beachten?

Wenn eine Betreuungseinrichtung Bedenken äußert, lohnt sich ein gemeinsamer Blick in den Hygienerahmenplan. Diese Punkte helfen beim sachlichen Austausch:

  • Wetbags sind hygienisch unbedenklich, solange sie geruchsdicht verschlossen, korrekt beschriftet und kindersicher aufbewahrt werden.
  • Die Entsorgung von Windelvlies kann vergleichbar zur Entsorgung von Wegwerfwindeln erfolgen. Alternativ kann vereinbart werden, dass die Eltern den Stuhlgang zu Hause entsorgen – vorausgesetzt, die Windel ist sauber verschlossen und wird nicht wie eine Wegwerfwindel eingerollt.
  • Auch verschmutzte Kleidung wird vom Betreuungspersonal gewechselt – unabhängig vom verwendeten Windelsystem.
  • Sachlichkeit ist der Schlüssel: Verständnis zeigen, offen bleiben, aber auch gut informiert sein.

Falls nötig, kann eine Stoffwindelberaterin unterstützen – durch Fachwissen, gezielte Aufklärung und ggf. Schulung des Personals.

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